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LXX ZUR KUNSTGESCHICHTE. Baukunst.zeit ist gekennzeichnet durch Zurückdrängung des Einflusses der
Hindustile und durch Rückkehr zu dem reinen persischen Stil,
dessen Hauptmerkmale ragende Kuppeln, hohe Fassaden mit mäch-
tigen
Spitzbögen und schlanke Minarets sind. Die mohammeda-
nischen
Bauten von Bîjapur (S. 106), die der Zeit von 1557-1686
angehören, sind ganz frei von hinduistischen Einflüssen. Kaiser
Akbar (1556-1605) hat allerdings bei seiner Zuneigung zum Hindu-
tum
noch viele Bauten in gemischten Stilarten aufführen lassen,
daneben aber auch solche in rein persischem Stil, wie das Mau-
soleum
seines Vaters Humâyûn bei Delhi (S. 186). Mit Akbars
Tode verschwinden die hinduistischen Beimischungen. Sein Nach-
folger
Dschehângîr (1605-27) errichtete seine Bauten in Lahore in
persischem Stil, und Schâh Dschehân (1628-58), der größte Bau-
herr
der indischen Welt, hat diesen Stil in einer Weise veredelt, daß
seine berühmtesten Schöpfungen, die Dschâmi Masdschid in Delhi
(S. 183), die Môtî Masdschîd (S. 163) und vor allem die unvergleich-
liche
Tâdsch (S. 167), das Mausoleum seiner Lieblingsgattin, in
Agra, zu dem schönsten gehören, was auf Erden gebaut ist.

Von der mohammedanischen Architektur der Mittelmeerländer
unterscheidet sich die Indiens, wie sie sich in ihrer höchsten Blüte
darstellt, vielleicht am deutlichsten durch die verschwenderische
Verwendung des weißen Marmors, durch dessen kostbare Verzierung
mit Einlagen von farbigem Steinmosaik und durch das kunstvolle
Marmorfiligran von Gittern und Fenstern, das man in erstaunlicher
Feinheit an den Außenfenstern sowie an der Wand des Kenotaphs
in der Tâdsch in Agra und an den Fenstern älterer Prachtbauten
in Ahmedâbâd, wie Sîdî Saiyids Moschee und Rânî Sîprîs Mauso-
leum
, bewundern kann. Wie Fergusson bemerkt, würden in unserm
Klima solche Fenster aus Marmorfiligran nahezu völlige Dunkelheit
im Innern eines Gebäudes verursachen; aber in Indien dienen sie
dazu, in einem vollständig aus weißem Marmor errichteten Gebäude
das sonst unerträglich blendende Licht in wohltuender Weise zu
dämpfen.

Da diese Einleitung den Zweck verfolgt, dem Reisenden das
Verständnis der charakteristischen Züge der indischen Kultur zu
eröffnen, so sind die europäischen Einrichtungen und Methoden,
welche die Engländer in die Verwaltung, das höhere Unterrichts-
wesen
und andere Zweige des staatlichen und wirtschaftlichen Le-
bens
von Indiens[Indien] eingeführt und den eigentümlichen Verhältnissen
des Landes angepaßt haben, ebenso unberücksichtigt gelassen wie
die Tätigkeit der christlichen Missionen.